Aus den Vorbereitungen für die Hundertjahrfeier der Weihnachtstagung
Im Laufe des Jahres 2023 werde ich in meinem Blog einiges aus den Leitlinien teilen, die in der globalen Schule für Geisteswissenschaft zur Vorbereitung auf die Hundertjahrfeier der Weihnachtstagung gegeben werden. Für ein vollständiges Verständnis dieser Vorbereitungen ist es notwendig, mein Buch „Menschendämmerung und Auferstehung der Menschheit: Die Geschichte der Michael-Bewegung seit dem Tod Rudolf Steiners“ zu lesen. Dies ist die Grundlage, auf der die Vorbereitungen für die kommende Hundertjahrfeier zu Weihnachten basieren.
Vorwort: Was ist wahre Geisteswissenschaft?
Unsere Herangehensweise an die Hundertjahrfeier der Weihnachtstagung muss sich deutlich von den üblichen Wiederholungen und Interpretationen, was Rudolf Steiner in den Jahren 1923-24 getan und gesagt hat, unterscheiden. Jedes vergangene Ereignis kann auf zwei diametral entgegengesetzte Arten aufgefasst werden. Die Erinnerung an das, was vor 100 Jahren geschah, kann entweder zum Anlass werden, die abgeschlossene Vergangenheit zu konservieren, zu ritualisieren und zu dogmatisieren, wie es in allen früheren religiösen und spirituellen Strömungen geschehen ist. Oder sie kann als Sprungbrett dienen, um die übersinnliche Fortsetzung dieses Geschehens in der geistigen Welt wahrzunehmen und ihre lebendige Aktivität heute zu erfassen. Diese grundlegende Unterscheidung entscheidet darüber, ob Geisteswissenschaft zu einem intellektuellen Showbizz und zu einem erstarrten Dogma wird, das unsere Verbindung zu den geistigen Welten blockiert, oder zu einem geistigen Erwachen und zur schöpferischen Mitwirkung an den bedeutsamsten geistigen Ereignissen der Gegenwart.
Deshalb wird in der Arbeit der Schule für Geisteswissenschaft die Hundertjahrfeier der Weihnachtstagung nicht als eine weitere Gedenkveranstaltung gefeiert, die das Gedenken an die konservierte und tote Vergangenheit anstrebt. Für die wahre Geisteswissenschaft ist die Erinnerung nur der Ausgangspunkt für schöpferische geistige Aktivität und Wahrnehmung, die erforschen, wie sich dieser Impuls während der vergangenen 100 Jahre zwischen 1923-24 und 2023-24 in der geistigen Welt weiterentwickelt hat.
Das bringt uns naturgemäß auf die am meisten missverstandene und vereinnahmte Grundfrage: Was ist die Geisteswissenschaft, wie sie Rudolf Steiner praktiziert hat und von der er hoffte, dass seine Schüler sie ebenfalls praktizieren würden? Was ist eigentlich wahre Geisteswissenschaft?
Geisteswissenschaft beginnt mit dem gewöhnlichen Bewusstsein und mit der Wahrnehmung der physischen Welt und schreitet dann Schritt für Schritt zu höheren Stufen der geistigen Wahrnehmung und der Erkenntnis fort. Wenn der Geisteswissenschaftler die spirituellen Kräfte hinter irgendeinem Objekt oder Vorgang in der physischen Welt erforschen will, beginnt er mit dem gewöhnlichen Bewusstsein. Er benutzt zunächst seine alltägliche Wahrnehmung und sein alltägliches Denken und natürlich auch sein Erinnerungsvermögen, um das Objekt und den Vorgang zu beobachten und zu untersuchen, wie es jeder ernsthafte Naturwissenschaftler tun würde. Und dann schreitet er weiter zur spezifischen geisteswissenschaftlichen Tätigkeit, die darauf abzielt, das zu spiritualisieren, was durch die gewöhnliche Wahrnehmung und das Denken erreicht wurde. Und wie macht er das? Was ist die wundersame Kraft, die das gewöhnliche Bewusstsein in geistiges Bewusstsein umwandelt?
Die Spiritualisierung der gewöhnlichen Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, des Fühlens und des Wollens findet in der Meditation statt. Mediation ist die Bezeichnung für das magisch-alchemistische Labor und den Prozess der Transmutation und Spiritualisierung aller irdischen Seelenkräfte und aller Inhalte des gewöhnlichen Bewusstseins in ihre übersinnlichen Archetypen. Die Praxis der Meditation wandelt die Kräfte des gewöhnlichen Bewusstseins in Organe und Fähigkeiten der übersinnlichen Wahrnehmung um. Diese Fähigkeiten werden benutzt, um die hinter der physischen Welt wirkenden geistigen Kräfte zu erforschen. Dann bieten wir die von uns in der physischen Welt geernteten spiritualisierten Inhalte unserer Wahrnehmung, unserer Gedanken, Erinnerungen, Gefühle und unseres Wollens den Wesen der geistigen Welt an. Die Meditation wird zu unserem Beitrag zum neuen kosmischen Kultus und zur geistigen Gemeinschaft der Menschheit und zur Bildung der Sonne werdenden Erde. Unsere geistigen Gefährten atmen sie als ihre Nahrung ein, spiritualisieren sie weiter und geben sie in dieser spiritualisierten Form an uns zurück. Auf diese Weise – wie wir in Michaelisches Yoga: Wie ein Buch geboren wird ausführlich gezeigt haben – erschafft der Geisteswissenschaftler einen Dialog und Wechselgespräch mit den höheren Wesen, das auf lebendiger gegenseitiger Befruchtung beruht und die Kräfte beider Seiten verstärkt.
Der Mensch ernährt die Götter und kommuniziert mit ihnen und die Götter finden die Menschheit und die Erde wieder und strömen ihre Inspirationen und Segnungen aus. Wir empfangen ihre Inspirationen und nutzen sie, um unseren heiligen Enthusiasmus, unsere schöpferische Freude und unsere Gemeinschaftsbildung zu befeuern, um den umgekehrten Kultus voranzubringen und um auf ihre Gnade zu antworten. Auf diese Weise findet ein wechselseitiges Atmen und Pulsieren zwischen der neuen Erde und dem neuen Himmel statt: Die neue Erde steigt auf durch unseren Gemeinschaftsgeist, und ihre Früchte werden den Göttern geopfert, und der neue Himmel steigt herab durch die sich ausströmende Gnade unserer Gefährten. Und wo die neue Erde und der Himmel sich treffen und sich gegenseitig befruchten, offenbart sich der ätherische Christus, und der moderne Mensch wird zur schöpferischen Kraft im Leben der Gesellschaft und der Erde.
Mit anderen Worten, die Geisteswissenschaft geht von der Beobachtung und vom Studium der physischen Welt aus, und dazu gehören auch die physischen Bücher der Geisteswissenschaft. Es gibt keinen prinzipiellen Unterschied, ob ich eine Pflanze oder die Weihnachtstagung beobachte und studiere. In beiden Fällen verwandle ich in der Meditation die gegebene physische Wahrnehmung und das in der physischen Welt erworbene intellektuelle Wissen und entwickle die geistigen Wahrnehmungsorgane, um die dahinter wirkenden geistigen Kräfte zu entdecken. Die physischen Dokumente, in denen die Grundsteinlegung beschrieben wird, und der Text der Grundsteinmeditation, sind das Rohmaterial für die meditative Praxis, wie sie Rudolf Steiner in seinen Grundlagenbüchern vermittelt. Wir aktualisieren diese meditative Praxis mit den Inhalten der Dokumente und Zeugnisse über die Weihnachtstagung und warten auf die Antworten der geistigen Welt.
Nachdem wir mit dem Studium der gegebenen Materialien und Interpretationen begonnen hatten, gingen wir zur meditativen Praxis und spirituellen Forschung über, wie sie in den Büchern Die neue Erfahrung des Übersinnlichen und Michaelisches Yoga beschrieben sind. Das führte zu bestimmten geistigen Beobachtungen, durch die wir die übersinnliche Bewegung und die Schule Michaels untersucht haben, wie auch das gegenwärtig aktive, in hohem Maße umgewandelte geistige Wesen der Weihnachtstagung, das in Menschendämmerung und Auferstehung der Menschheit beschrieben wird.