Das Ereignis der kosmischen Wiedergeburt des Denkens

Und nur, wenn dieser große kosmische Weltprozeß im menschlichen Inneren aufgefangen wird, wenn er im menschlichen Inneren durchlebt wird, dann ist es möglich, durch eine Erfassung des menschlichen Innersten als etwas Kosmischem zu einer Philosophie der Freiheit zu kommen.
                                                                                                    Rudolf Steiner

Das Ereignis der kosmischen Wiedergeburt des Denkens

Der Grund, warum sich die meisten Menschen überhaupt nicht für die neue Offenbarung von Michael und Christus (unerwähnt bleiben hier die aktiven Gegenkräfte…) interessieren, kann nur verstanden werden, wenn wir verstehen, dass die wahre Geisteswissenschaft zu dieser Offenbarung auf eine vollbewusste Weise führt. Unser toter irdische Intellekt, den wir so in Ehren halten, und unsere visionären Phantasien und Spekulationen, die wir noch mehr in Ehren halten, können uns nicht zu dieser Offenbarung führen. Nur das hellste und genaueste, das lebendigste Bewusstsein, das mit dem Mitteln der Vergeistigung des Denkens, Fühlens und Wollens entwickelt wurde, öffnet das Tor zu dieser Offenbarung. Was Rudolf Steiner vor mehr als einem Jahrhundert dazu sagte, ist noch nicht verstanden, geschweige denn praktiziert und erlebt worden:

„Und nur, wenn dieser große kosmische Weltprozeß im menschlichen Inneren aufgefangen wird, wenn er im menschlichen Inneren durchlebt wird, dann ist es möglich, durch eine Erfassung des menschlichen Innersten als etwas Kosmischem zu einer Philosophie der Freiheit zu kommen.“ (27.10.1918, GA 185)

Aus dem Buch:
Michaelisches Yoga – Sich selbst einen neuen Ätherleib und ätherische Individualität erschaffen
Aus dem 5. Kapitel: Ätherisation des Denkens

Wir erfahren, was aus den potenziellen Kräften, die dem Denken zugrunde liegen und es motivieren, wird, wenn das Denken nicht mehr genutzt wird, um ein Objekt oder einen Prozess zu synthetisieren, zu reflektieren, vorzustellen, zu benennen oder zu definieren, extern oder intern. Was wird aus dem Denken, wenn wir das gewöhnliche Denken ganz aufgeben und doch bewusst bleiben (also nicht einschlafen)? Unsere Vorstellungen und Erfahrungen, die sich um das »Ich denke, also bin ich« drehen, tauen auf, schmelzen, verdampfen und das Denken wird »gasförmig«. Wir lernen, des Denkens aufstrebendem Strom des Werdens zu folgen, während er sich entwickelt, hinein in den im ätherischen »Ausatmungs«-Prozess des Michaelischen Yoga. Wir teilen seine Glückseligkeit des kosmischen Flugs, wenn es uns mitnimmt, um die freudige Ausdehnung unseres ganzen Seins durch sein befreites neues Leben zu begleiten, das aus den engen Grenzen des hirngebundenen Intellekts heraustritt.

Nun, diese Glückseligkeit wird moralisch gerechtfertigt sein, solange ES (das ätherisierte, befreite Denken) uns als Geschenk der Gnade mitnimmt. Auf mehr Glück zu drängen, nur weil wir diesen Genuss wünschen und ihn um seiner selbst willen weiter intensivieren wollen, wird uns nicht mehr echtes Wissen über uns selbst und die Welt bringen. Früher oder später wird es unsere ätherische Erkenntnis und unser imaginäres Bewusstsein trüben. Wenn wir uns also in diesem Stadium nicht der einseitigen Versuchung hingeben, wegzufliegen und dem Körper und der Erde durch die Freuden des ätherisierten Denkens zu entkommen, werden wir, wenn ES uns aus seinem begnadeten kosmischen Fluss entlässt, in der Lage sein, sozusagen stillzustehen und unsere Seele zwischen dem mächtigen Auftrieb der luziferischen ätherischen Leichtigkeit und der degradierenden Kraft der ahrimanischen Gravitation auszubalancieren. Es ist viel einfacher, sich entweder der verlockenden Glückseligkeit des ätherischen Fliegens hinzugeben oder in den physischen Leib zurückgezogen zu werden, als das freie moralische ätherische Gleichgewicht in der Mitte zwischen ihnen zu finden. Aber wenn diese ausgeglichene Position erreicht ist (sie ist intensiv dynamisch im Innern und muss immer wieder hergestellt werden, indem alle bisher geschaffenen ätherischen kognitiven Kräfte genutzt werden), sind wir in der Lage, zum physischen Leib »zurückzublicken«. Statt zum Körper zurückzufallen oder von ihm wegzufliegen, suchen wir das Gleichgewicht auf der ätherischen Grenze zwischen Leichtigkeit und Schwerkraft und erden unsere Mittelstellung in dem Teil des ätherischen Leibes, den wir bereits individualisiert und vergeistigt haben. Diese Perspektive offenbart uns andere Aspekte der prägenden Kräfte, die unseren physischen und ätherischen Leib formen und verdichten. Wenn wir uns bewusst der Versuchung stellen, die Quelle des kosmischen Lebens weit draußen in den verlockenden kosmischen Lichtkräften zu suchen, werden wir in der Lage sein, uns auf immer neue Weise den Rätseln und Problemen des wahren Menschwerdens im Universum zu nähern.

In diesem Moment erleben wir ein bedeutendes spirituelles Ereignis: das Ereignis der kosmischen Wiedergeburt des Denkens, seiner Befreiung und Metamorphose, seines Welt-Werdens, seiner Kosmisierung. Jetzt können wir uns bescheiden mit dem freigesetzten Lebensstrom des Denkens in den Kosmos fliegen lassen und »das Ereignis des kosmischen Denkens« feiern, ohne die schöpferische kosmische Bedeutung des menschlichen Lebens und des Werdens auf der Erde zu vergessen. Dieser Flug führt uns gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen: höher in Richtung der bestehenden kosmischen ätherischen Sonne und tiefer in die neue »Sonne in der Erde«. Wenn wir es vermeiden, diese Orientierungen in räumliche Vorstellungen umzusetzen, können wir spüren, dass ihre spirituellen Essenzen ein und dieselbe sind. Wir erleben nur eine Sonnenlinie, einen Bogen und einen Umkreis durch Mittag und Mitternacht, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, die sich dort durch das ganze strahlende ätherische Universum und »dort unten« in und durch unseren durchsichtig gewordenen physischen Leib ausbreiten. Dies lässt uns auch durch die transparente ätherische Tiefe der Erde sehen, die aufleuchtet und das innewohnende, irdische Sonnenleben des ätherischen Christus offenbart.